In Deutschland leben ca.14 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund. Jedes 5. Kind hat mindestens ein ausländisches Elternteil und jede 6. Ehe ist binational, das bedeutet in vielen Familien kommen die Eltern aus verschiedenen Ländern und somit wachsen immer mehr Kinder mehrsprachig auf. Doch wie ist es überhaupt mehrsprachig aufzuwachsen und wie funktioniert das?
Im Kindesalter ist es viel einfacher Sprachen zu lernen, wie Janet Gießl in ihrem Bericht beschreibt. Daher entscheiden sich immer mehr Eltern für eine mehrsprachige Erziehung. Karl H. S. Kim erforschte an der amerikanischen Cornell University, wie sich das frühe Lernen zweier Sprachen, im Gegensatz zu dem späterem Erlernen einer zweiten Sprache auf das Gehirn auswirkt. Vereinfacht gesagt, fand er heraus, dass sich bei den früh bilingual aufwachsenden Kindern ein Sprachennetzwerk im Gehirn entsteht, während bei dem späteren Erlernen einer weiteren Sprache ein zusätzliches Sprachennetzwerk angelegt wird. Dies geschieht ca. ab dem 4. Lebensjahr. Der Lernprozess wird dadurch erschwert, weil er mehr über Regeln und nicht mehr spielerisch und intuitiv erfolgt.
Die frühen Sprachkenntnisse helfen den Kindern später weitere Sprachen zu erlernen und natürlich haben sie mehr Möglichkeiten bei ihrer späteren Berufswahl. Außerdem ist das Denken der Kinder flexibler, da sie lernen, zwischen den Sprachen zu wechseln.
Ein weiterer Vorteil ist es, dass die Kinder die Sprachen beider Eltern lernen, weil sie sich so mit Verwandten verständigen können und dadurch die Kultur der Heimat ihrer Eltern besser verstehen können.
Ich werde „leider“ nur einsprachig erzogen, denn meine Eltern kommen beide aus Deutschland, doch ich habe im Kleinkindalter oft Kassetten oder CD‘s auf Englisch gehört und sogar dies hab ich in der Grundschule gemerkt, weil ich schon viele Wörter kannte.
Auch die Eltern meiner Cousine Emily haben sich entschlossen sie zweisprachig aufzuziehen, denn ihr Vater ist Deutscher und ihre Mutter kommt aus England, lebt jedoch schon seit 15 Jahren hier. „Für uns war es gar keine Frage, denn dies ist eine einmalige Chance für unsere Tochter, „ohne Lernen“ zu lernen.“ stellten ihre Eltern klar. Emily selber kann dies natürlich noch nicht beurteilen, doch als ich sie fragte sagte sie: „Ich spreche Deutsch mit meinem Papa und Englisch mit meiner Mama.“ Ich konnte beobachten, dass sie sowohl wenn sie verärgert als auch wenn sie traurig war, Englisch sprach. Das ist darauf zurückzuführen, dass ihre Mutter mehr zu Hause ist und sie insgesamt in ihren ersten Lebensjahren mehr Englisch als Deutsch gesprochen hat, doch das gleicht sich nun durch die Zeit, die Emily im Kindergarten verbringt wieder aus. Ich bin jedes Mal wieder erstaunt, wenn ich mit ihr rede, denn sie ist gerade mal vier Jahre alt und beherrscht beide Sprachen schon gut. Kurt, Emily’s Vater sagt: „ Ich bin froh das Tanja Engländerin, weil ich Englisch in der Schule gelernt habe und auch verstehe. Ich kann mir vorstellen, dass ich es doof finden würde wenn ich nicht verstünde was Emily und Tanja miteinander reden.“
Eine andere Form der mehrsprachigen Erziehung sehen wir am Beispiel von Hafsa:
Auch Hafsa, 14 Jahre alt, ist zweisprachig groß geworden. Sie spricht mit ihren Eltern arabisch und in der Schule und mit vielen Freunden Deutsch. Sie sagt: „Obwohl ich zuerst mehr arabisch gelernt habe und erst im Kindergarten Deutsch gesprochen habe, hatte ich nie Probleme damit, zwei Sprachen gleichzeitig zu lernen. In der Schule spreche ich natürlich Deutsch und zu Hause beides, ich vermische es auch häufig.“ Für sie ist es auf jeden Fall wichtig die Sprache ihrer Eltern und damit ihrer Familie und deren Heimat zu beherrschen.
Da stellt sich doch die Frage, gibt es dabei überhaupt Nachteile?
Kinder, die zweisprachig aufwachsen sprechen häufig erst später als ihre Altersgenossen und vermischen die verschiedenen Sprachen. „Can I eat a Apfel?“ oder „ Mama, can you read a Buch for me?“ sind typische Beispiele für solche Vermischungen. Für diese Kinder besteht die Gefahr, dass sie keine Sprache richtig beherrschen und so viele Probleme in der Schule bekommen. Die Vermischung der Sprachen kann aber auch nur eine vorübergehende Phase sein, die die Eltern geduldig überstehen müssen, denn am Ende zahlt es sich aus wenn beide oder mehrere Sprachen richtig gelernt werden.
In Zukunft wird die Zahl an Menschen mit Migrationshintergrund und „gemischte“ Paare immer mehr ansteigen und das Thema mehrsprachige Erziehung immer bedeutender. Ich glaube unsere Gesellschaft wird immer internationaler und so profitieren in der späteren Berufswelt die Leute, die mehrere Sprachen sprechen. Also keine Angst vor mehrsprachiger Erziehung, denn eure Kinder werden es euch danken.
Quellen:
Janet Gießl:
http://www.77.am/index.php/content/view/Vor-und-Nachteile-mehrsprachigen-Erziehung/214/
Karin Dykes:
http://home.arcor.de/ktdykes/zweisprachig.htm#two
Christoph Gollub:
http://www.sprachenlernen24-blog.de/zweisprachigkeit-kinder-einfuehrung/
Mehrsprachige Erziehung sinnvoll? |
||
Online-ZeitungEndredaktion |
Alle Texte fertig |
04.07.2012 |
|